Soft Skills für SoftwarearchitektInnen
Interview mit iSAQB-Mitglied Kim Nena Duggen auf der iSAQB Community-Konferenz TAG 2019 in München
Mirko Hillert: Hallo, wir sind hier auf dem Architectural Gathering 2019 in München. Kim Nena Duggen sitzt neben mir. Vielleicht kannst du dich unseren Zuschauern noch einmal kurz vorstellen.
Kim Nena Duggen: Gerne. Mein Name ist Kim Nena Duggen. Ich bin bei der Firma embarc als Organisationsentwicklerin tätig. embarc macht Softwarearchitektur, agile Softwarearchitektur, und jetzt mit mir auch Organisationsarchitektur. Ich bin neben der Tätigkeit bei embarc auch iSAQB-Mitglied und Kuratorin des Soft Skills-Lehrplans und deswegen bin ich hier.
Mirko Hillert: Ja, als Kuratorin für das Modul Soft Skills kennst du dich natürlich sehr gut aus mit dem Thema und bist auch langjährige Trainerin für das Soft Skills-Thema. Warum hat denn das iSAQB dieses Modul überhaupt erst ins Leben gerufen?
Kim Nena Duggen: Was man zum Beispiel hier in den Vorträgen viel hört und was wir oft auch in der Praxis sehen, ist, dass SoftwarearchitektInnen einfach wahnsinnig stark im Mittelpunkt stehen von vielen kommunikativen Herausforderungen. Sie müssen mit wahnsinnig vielen Stakeholdern kommunizieren, müssen dem Management erklären, warum Dinge vielleicht ein bisschen länger dauern, warum Qualität ein wichtiger Aspekt ist. Sie müssen im besten Fall mit den EntwicklerInnen gemeinsam erarbeiten, wie Lösungen nachhaltiger werden, müssen mit KundInnen sprechen. Sie haben eigentlich ganz viele verschiedene Rollen in so einem Entwicklungsprojekt. Und das ist vor allen Dingen auf der kommunikativen Ebene eine große Herausforderung und das ist der Grund, warum das iSAQB entschieden hat, dass das Modul Soft Skills auch wichtig ist. Im Modul schauen wir uns das Thema Kommunikation an, warum geht Kommunikation häufig schief? Was sind Gründe für Missverständnisse, gerade in dem Spannungsfeld, Anforderungen an die EntwicklerInnen zu übersetzen? Was wollen die KundInnen eigentlich wirklich? Das ist häufig einer der Schwerpunkte des ersten Tages. Dann haben wir das Thema Moderation. Wie moderiere ich Anforderungs-Workshops, Workshops mit den EntwicklerInnen, Präsentationen der Ergebnisse? Das ist ein zweiter Schwerpunkt. Und der dritte Schwerpunkt ist Konflikte, weil es überall da, wo viele Menschen miteinander interagieren, häufig auch Konflikte gibt. Diese gilt es bestenfalls frühzeitig zu erkennen und auch selbst Lösungsstrategien zu entwickeln als ArchitektIn. Wo kann ich überhaupt selbst Einfluss nehmen, wo kann ich etwas lösen? Wo brauche ich vielleicht andere Stakeholder zur Unterstützung?
Mirko Hillert: Das iSAQB hat hier in seinem Ausbildungsprogramm drei Bereiche definiert, das sind die Methodik, die Kommunikation und auch die Technik bzw. technische Anforderungen. Wie ordnet sich diese Kommunikation ein, auch das Thema Soft Skills? Gibt es auch in anderen Modulen noch entsprechende Verbindungen?
Kim Nena Duggen: Es gibt zum einen andere Module, die auch kommunikative Punkte ergeben, da muss man nicht nur in den SOFT-Lehrplan schauen. Und zum anderen ist es natürlich auch in vielen anderen Modulen sinnvoll. Wenn ich mir anschaue, dass wir Domain Driven Design machen, wo wir Domänen definieren und eine Sprache finden müssen, auf die wir uns einigen können, die eindeutig ist. Dann ist Kommunikation ein Thema im Bereich Requirements Engineering, weil ich mit den Anforderern sprechen und eine Einigung finden muss. Beim Thema Architektur-Dokumentation ist es wichtig. Wie dokumentiere ich so, dass es für die unterschiedlichen Stakeholder nachvollziehbar ist, sodass wir es auch wiederverwenden können? Architekturbewertungs-Workshops brauchen ebenfalls sehr viel Kommunikation. Von daher ist es eigentlich ein relativ omnipräsentes Thema, das unterschiedlich stark als Schwerpunkt in verschiedensten Modulen auftaucht. Und es gibt eben unterschiedliche Module, die auch kommunikative Punkte geben.
Mirko Hillert: Kim, du bist sehr viel bei KundInnen vor Ort in der Praxis unterwegs. Welche kommunikativen Fallstricke für SoftwarearchitektInnen siehst du?
Kim Nena Duggen: Ein Aspekt, den ich immer wichtiger finde oder der immer stärker in den Vordergrund rückt, ist, dass Teams mittlerweile sehr stark vertikal arbeiten, das heißt, dass es übergreifende Disziplinen gibt, die miteinander interagieren und wo ich viel stärker in die Kommunikation gehen muss. Das heißt, ich kann nicht allein für mich im stillen Kämmerlein Dinge entscheiden und sie dann einfach dem Team vor die Füße legen und sie werden das dann schon umsetzen. Das heißt, ich habe immer stärker Interaktionen zwischen ganz verschiedenen Gruppen von Menschen und auch Gruppen von Tätigkeiten. Dann gibt es das Thema Digitalisierung, das treibt uns alle um. Und gerade deswegen auch das stärker selbst-organisierte, agilere Arbeiten, da steht überall das Thema Kommunikation größerer Veränderungen und Rollenwechsel sehr, sehr stark im Vordergrund. Das betrifft schon jetzt die SoftwarearchitektInnen und wird es zunehmend auch in Zukunft.
Mirko Hillert: Was kann eine Person lernen, die in deinen Workshop kommt und das Thema Soft Skills bei dir lernt? Wenn jemand aus dem Seminar kommt, was hat er oder sie dann gelernt?
Kim Nena Duggen: Zum einen, wie er oder sie selbst konstruktiv kommuniziert. Was kann ich selbst beeinflussen in der Kommunikation? Wie stelle ich gute Fragen? Wie finde ich heraus, dass es eben einen Unterschied gibt zwischen dem, was ich gesagt habe, und dem, was du vielleicht gehört hast oder andersherum? Und vor allen Dingen das Thema Konflikte ist mir wichtig, also nicht, dass man welche hat, sondern dass man sich intensiv damit auseinandersetzt. Was trägt man selbst dazu bei? Was trägt die Organisation und auch die Technik dazu bei, dass wir konstruktiv miteinander arbeiten können? Das sind meine Lieblingsthemen. Und vielleicht ein drittes Thema ist, gemeinsam Entscheidungen zu treffen, Commitment von den Entwicklern zu erhalten, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Diese als ArchitektIn mit EntwicklerInnen zu erarbeiten und zu entscheiden. Das ist ebenfalls eines meiner Lieblingsthemen.
Mirko Hillert: Danke für das Interview, Kim.
Kim Nena Duggen: Sehr gern.
Hier das ganze Interview ansehen:
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