Qualitätssicherung von CPSA-Schulungen durch das iSAQB
Interview mit Prof. Dr. Gerhard Wanner auf der OOP-Konferenz 2020 in München
Christoph Witte: Hallo, mein Name ist Christoph Witte. Ich bin freiberuflicher IT-Journalist und befinde mich hier am Stand des International Software Architecture Qualification Board auf der OOP-Konferenz in München. Ich möchte mit Gerhard Wanner sprechen. Er ist Professor an der HFT Stuttgart und unterrichtet Studierende in Software-Engineering, Softwarearchitektur und Software-Modellierung. Außerdem ist er aktives Mitglied des iSAQB. Gerhard, was ist Ihre Rolle im iSAQB?
Gerhard Wanner: Hallo Christoph. Meine Rolle im iSAQB – ich bin Mitglied der Arbeitsgruppe Audit, und wir prüfen verschiedene Dinge, die das iSAQB betreffen.
Christoph Witte: Und was ist Ihre eigentliche Rolle? Können Sie das ein wenig beschreiben?
Gerhard Wanner: Wir machen dort hauptsächlich drei Dinge. Wir kümmern uns um die Akkreditierung von Kursmaterialien, die Akkreditierung von TrainerInnen und wir führen Audits bei Vor-Ort-Schulungen durch.
Christoph Witte: Okay. Können Sie uns einige Beispiele dafür nennen, was Sie dort genau tun, um unseren ZuschauerInnen einen Einblick in Ihre Arbeit zu geben?
Gerhard Wanner: Nun, wenn wir uns das Kursmaterial ansehen, prüfen wir zum Beispiel, ob es mit dem Lehrplan übereinstimmt. Wir prüfen, ob die geschätzte Zeit für die verschiedenen Teile so ist, wie wir sie im Lehrplan vorgesehen haben und so weiter. Wenn wir uns die TrainerInnen oder die Lebensläufe der TrainerInnen anschauen und glauben, dass wir einige zusätzliche Fragen haben, interviewen wir die TrainerInnen auch, um herauszufinden, ob sie in der Lage sind, den Kurs so durchzuführen, wie wir es gern hätten.
Christoph Witte: Und die Vor-Ort-Schulungen – sind Sie eine Art Qualitäts-Sheriffs, die zu den Schulungen kommen?
Gerhard Wanner: Nein, wir sind keine Qualitäts-Sheriffs. Wir sind auch nicht die Polizei. Wir gehen vor Ort zu den Trainings. Normalerweise planen wir einen Tag vor Ort ein, wir besuchen einen halben Tag das Seminar selbst und schauen, was der Trainer oder die Trainerin macht. Wie ist zum Beispiel die Didaktik des Trainers bzw. der Trainerin? Wir sehen uns das Kursmaterial noch einmal an, wir nehmen an den Übungen teil und schauen, wie die Übungen vom Trainer oder der Trainerin durchgeführt werden. Wir sprechen mit den Teilnehmenden, mit mindestens zwei von ihnen, und fragen sie nach ihrer Meinung über den Kurs. Wir sprechen mit dem Trainingsprovider und den Personen, die die Seminare organisieren. Wir schauen uns den Ort selbst an, die Schulungsräume, und geben den TrainerInnen und Trainingsprovidern ein umfassendes Feedback unsererseits.
Christoph Witte: In Ordnung. Warum sind die Audits so wichtig?
Gerhard Wanner: Ich denke, es geht um Qualität. Es ist sehr wichtig, dass man, wenn man an einer Schulung teilnimmt, sicher sein kann, dass sie von hoher Qualität ist. Und wir stellen das sicher, indem wir all diese Audits und Akkreditierungen durchführen. So kann jeder Teilnehmende sicher sein, dass ein iSAQB-Kurs eine sehr hohe Qualität hat.
Christoph Witte: Okay. Und was sind die offensichtlichsten Signale oder Indikatoren für Qualität?
Gerhard Wanner: Wenn wir uns zum Beispiel das Ausbildungsmaterial ansehen, muss es wirklich dem Lehrplan folgen. Es ergibt keinen Sinn, wenn der Kurs sich von dem unterscheidet, was unserer Meinung nach enthalten sein sollte. Dann sind da die Übungen. Sie sollten so durchgeführt werden, dass sie wirklich helfen, das Thema zu verstehen. Die TrainerInnen selbst sind sehr wichtig. Man kann immer noch schlechte Trainings mit gutem Material machen, wenn der Trainer bzw. die Trainerin nicht gut ist. Deshalb ist es wirklich wichtig, die Trainings von den besten Leuten machen zu lassen.
Christoph Witte: Umgekehrt funktioniert es aber nicht – dass Sie gute Kurse mit guten TrainerInnen, aber schlechtem Material bekommen?
Gerhard Wanner: Ich denke, das funktioniert wahrscheinlich, aber das ist nicht das, was wir beabsichtigen.
Christoph Witte: Gut. Letzte Frage. Sie sind Professor an einer Hochschule und unterrichten sehr ehrgeizige Studierende in Informatik. Warum sollten Personen, die drei Jahre lang an Ihrer Hochschule studiert haben, die Trainings ebenfalls absolvieren?
Gerhard Wanner: An der Hochschule legen wir ein Fundament, wir geben Kurse in Programmierung und Software-Engineering und solchen Dingen. Normalerweise starten die AbsolventInnen nach dem Studium ins Berufsleben, arbeiten an einigen Projekten mit, sammeln dort Erfahrungen. Und dann ist es an der Zeit, sich auf bestimmte Gebiete zu konzentrieren. Sich zum Beispiel als SoftwarearchitektIn zu spezialisieren oder in eine bestimmte Richtung zu gehen. Das ist der Zeitpunkt, an dem das iSAQB helfen kann, indem es die richtigen Kurse anbietet. Foundation ist sicher ein Ausgangspunkt, aber mit den Advanced Level-Modulen kann man sich dann wirklich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren und viel mehr ins Detail gehen, als wir das an der Hochschule können.
Christoph Witte: Okay, vielen Dank, Gerhard.
Gerhard Wanner: Ich danke Ihnen.
Christoph Witte: Und ich danke Ihnen für Ihre Zeit. Wir haben über die Qualitätssicherung im iSAQB gesprochen, und ich denke, Gerhard hat uns sehr ausführlich gezeigt, wie Qualitätssicherung in diesem Verein funktioniert. Ich danke Ihnen vielmals.
Hier das komplette Interview ansehen (Englisch):
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