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Einblicke in den aktua­li­sierten Lehrplan des CPSA®-Foundation Levels

Ein Interview mit Gernot Starke und Alexander Lorz

Seit dem 1. April 2025 ist der neue CPSA®-Foundation Level Lehrplan Version 2025–1 offiziell gültig. Mit dem überar­bei­teten CPSA-Foundation Level Lehrplan hat das iSAQB einen wichtigen Schritt zu mehr Klarheit, Struktur und Praxisnähe gemacht. Die Inhalte wurden neu geordnet, didak­tisch verfeinert und stärker an der Praxis der Software­architektur ausgerichtet.

Durch­ge­führt wurde die Aktua­li­sierung von der iSAQB-Arbeits­gruppe Foundation Level unter der Leitung von Dr. Gernot Starke, Software­ar­chitekt und Autor, und Dr.-Ing. Alexander Lorz, IT-Berater und Trainer, der als stell­ver­tre­tender Leiter die Überar­beitung maßgeblich mitge­staltet hat. Mirko Hillert, Geschäfts­führer der iSAQB GmbH, hat ein Interview mit den beiden geführt, in dem sie wertvolle Einblicke in die wichtigsten Aktua­li­sie­rungen und Änderungen geben.

 

Was sind die wichtigsten Änderungen im aktua­li­sierten CPSA-Foundation Level Lehrplan – und was waren die Gründe für diese Änderungen?

Gernot Starke:
Wir haben die Struktur an die Kernak­ti­vi­täten in der Archi­tektur angepasst und dabei die meisten Lernziele und Inhalte beibe­halten. Das Ergebnis ist ein Lehrplan, der eine viel logischere Struktur hat, mit nur geringen inhalt­lichen Änderungen im Vergleich zu früheren Versionen.

Die Motivation hinter diesen Änderungen war, Überra­schungen zu vermeiden. In früheren Versionen waren einige Teilneh­mende von der „Lage“ bestimmter Lernziele überrascht. Die aktua­li­sierte Version zielt darauf ab, solche Überra­schungen vollständig zu beseitigen.

Alexander Lorz:
Neben einigen Aktua­li­sie­rungen und kleineren Anpas­sungen der Relevanz bestimmter Themen haben wir auch das Feedback aus GitHub-Problemen, unseren Foundation-Schulungen und Train-the-Trainer-Veran­stal­tungen berück­sichtigt. Eine wichtige Verbesserung ist, dass der Lehrplan nun einem natür­li­cheren Verlauf des Archi­tek­tur­ent­wick­lungs­pro­zesses folgt. Dies ermög­licht es den Trainer:innen, ihre Kurse so zu struk­tu­rieren, dass sie mit dem Lehrplan überein­stimmen und gleich­zeitig einen klaren pädago­gi­schen Faden beibe­halten. Dieser Ansatz macht es einfacher, praktische Übungen zu integrieren und Wissen schritt­weise zu vermitteln, wobei jede Lerneinheit auf der vorhe­rigen aufbaut.

Eine spezi­fische Änderung ist die Verschiebung der Quali­täts­an­for­de­rungen für Software­systeme von den späteren Abschnitten an eine promi­nentere Position zu Beginn des Lehrplans. Diese Änderung unter­streicht, dass Quali­täts­an­for­de­rungen die Grundlage für Design­ent­schei­dungen bilden sollten und nicht erst dann deutlich werden, wenn das System größten­teils imple­men­tiert ist.

 

Wie spiegelt der neue Lehrplan die aktuellen Heraus­for­de­rungen in der Software­ar­chi­tek­tur­praxis wider?

Gernot Starke:
Der Foundation Level-Lehrplan hat schon immer eine solide metho­dische Grundlage geboten, ohne in spezi­fische Techno­logien einzu­tauchen. Der Fokus auf metho­dische Archi­tek­tur­prak­tiken ermög­licht es Architekt:innen und Entwick­lungs­teams, diese Methoden in jeder Techno­logie anzuwenden, egal ob es sich um KI, Cloud oder einge­bettete Systeme handelt. Diese Grundlage sorgt für langfristige Nachhal­tigkeit und einen höheren Return on Investment.

Alexander Lorz:
Ich stimme Gernot in diesem Punkt vollkommen zu. Wir haben sorgfältig darauf geachtet, techno­lo­gische Entwick­lungen zu berück­sich­tigen und gleich­zeitig unseren metho­di­schen Kern beizu­be­halten. Dieser Ansatz stellt sicher, dass Architekt:innen mit Trends wie KI und Cloud umgehen können, ohne von tempo­rären Hype-Zyklen mitge­rissen zu werden. Die Prinzipien, die wir vermitteln, sind zeitlos und ermög­lichen es Architekt:innen, fundierte Entschei­dungen zu treffen, unabhängig davon, ob sie mit tradi­tio­nellen Systemen arbeiten oder modernste Techno­logien erforschen.

 

Wie fügt sich der Foundation Level in das gesamte CPSA-Zerti­fi­zie­rungs­pro­gramm ein – insbe­sondere in Bezug auf die Advanced Level Module? 

Gernot Starke:
Der Lehrplan des Foundation Levels bietet eine solide Grundlage für die Module des Advanced Levels. Er führt eine gemeinsame Termi­no­logie ein (eine Art allge­gen­wärtige Archi­tek­tur­sprache) und vermittelt Praktiken, die Architekt:innen sofort in der Praxis anwenden können.

Alexander Lorz:
Das Foundation Level bietet die wesent­liche gemeinsame Sprache und den konzep­tio­nellen Rahmen, den alle Softwarearchitekt:innen benötigen. Aus meiner Erfahrung in Schulungen fragen die Teilneh­menden oft, welche Module des Advanced Levels sie als nächstes besuchen sollten. Meine Antwort ist, dass es wirklich von den spezi­fi­schen Heraus­for­de­rungen abhängt, denen sie in ihrer täglichen Arbeit begegnen. Unser Ziel ist es nicht, einfach nur Lösungen anzubieten, sondern Architekt:innen zu lehren, wie sie archi­tek­to­ni­sches Denken entwi­ckeln und die entspre­chenden Methoden auf ihre spezi­ellen Situa­tionen anwenden können. Das ist genau das, was der Lehrplan der Grund­stufe erreicht: Architekt:innen mit den grund­le­genden Fähig­keiten auszu­statten, damit sie fundierte Entschei­dungen über ihre beruf­liche Entwicklung treffen können.

 

Das Hauptziel ist es, die Teilneh­menden in die Lage zu versetzen, in kleinen bis mittel­großen Projekten selbst­ständig Software­ar­chi­tek­turen zu entwerfen. Was sind aus eurer Sicht die wichtigsten Kompe­tenzen, die sie dabei erwerben?

Gernot Starke:
Zunächst lernen die Teilneh­menden, ihre Kernan­for­de­rungen richtig zu definieren, einschließlich Quali­täts­an­for­de­rungen, Stake­holder und externe Schnitt­stellen. Darauf aufbauend lernen sie, syste­ma­tische Struk­tur­ent­schei­dungen zu treffen und geeignete Kompo­nenten, Dienste, Module oder Subsysteme innerhalb des Systems zu identi­fi­zieren. Neben diesen struk­tu­rellen Entschei­dungen lernen sie auch, wie man die richtigen Muster und Techno­logien auswählt, um sie anzuwenden. Schließlich erlangen sie die Fähigkeit, archi­tek­to­nische Fragen und Entschei­dungen zu disku­tieren, zu dokumen­tieren und zu kommunizieren.

Generell hilft das Foundation Level Training Architekt:innen und Entwick­lungs­teams, die System­ent­wicklung syste­ma­ti­scher anzugehen.

Alexander Lorz:
Es ist wichtig zu verstehen, dass techno­lo­gi­sches Fachwissen allein für eine erfolg­reiche Software­architektur nicht ausreicht. Architekt:innen müssen auch in der Lage sein, sich in der Unter­neh­mens­po­litik zurecht­zu­finden und Perspek­tiven zu schaffen, die den Entscheidungsträger:innen helfen, die Auswir­kungen von Archi­tek­tur­ent­schei­dungen zu verstehen. Effektive Architekt:innen müssen sowohl über fundiertes techni­sches Wissen als auch über die Fähigkeit verfügen, Stake­holdern die zugrun­de­lie­genden Motiva­tionen zu entlocken, indem sie ‚Warum‘-Fragen stellen. Dieser Stake­holder-Input bildet die Grundlage für die Definition von Anfor­de­rungen und Archi­tek­tur­op­tionen. Die wahre Kunst besteht darin, diese Anfor­de­rungen zu verstehen und die Kompro­misse zwischen verschie­denen Lösungen so zu erklären, dass sie sowohl bei den techni­schen als auch bei den nicht-techni­schen Inter­es­sen­gruppen Anklang finden.

 

Ihr beide habt den Lehrplan über Jahre hinweg intensiv mitge­staltet. Gibt es ein beson­deres Highlight oder einen Abschnitt in der aktua­li­sierten Version, auf den ihr besonders stolz seid?

Alexander Lorz:
Mein Highlight ist, dass wir es endlich geschafft haben, eine Struktur zu schaffen, die sich besser am Lernfort­schritt orien­tiert. Das war längst überfällig, und auch wenn es für die Trainer:innen zusätz­liche Arbeit bedeutet, ihre Folien und Publi­ka­tionen anzupassen, bin ich zuver­sichtlich, dass dies sowohl das Training als auch die Trainings­er­geb­nisse für alle Betei­ligten verbessern wird.

 

Last but not least: Alexander und Gernot bedanken sich bei allen Mitgliedern der AG Foundation Level für ihre hervor­ra­gende Arbeit.

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